Semantic Web – Perspektiven im Finanzbereich

Das Semantic Web ist eine Erweiterung des World Wide Web, die es ermöglicht, Informationen über die Grenzen von Anwendungen und Websites hinaus zu teilen. Diese Erweiterung ist so tiefgreifend, dass das Semantic Web als zentrales Konzept des Web 3.0 gilt. Da insbesondere im Finanzbereich der schnelle und strukturierte Zugang zu Informationen essenziell ist, eröffnen sich durch das Semantic Web neue Perspektiven.

 

Semantic Web
Überblick über die Entwicklung des Internet und das Semantic Web mit seinen Basistechnologien und Anwendungsbereichen als zentrales Konzept des Web 3.0 (Radar Networks & Nova Spivack, 2007)

Der zentrale Ansatz des Semantic Web ist es, die Bedeutung von Konzepten im Internet, d. h. deren Semantik, für Computer lesbar und interpretierbar zu machen. Dies kann am Beispiel einer Suche nach dem Begriff Bank im Internet verdeutlicht werden. Bei einer konventionellen Suchmaschine wird nach dem Wortlaut des Begriffes gesucht. In Folge werden sowohl Treffer für den Begriff Bank in der Bedeutung als Kreditinstitut, als auch für den Begriff Bank in der Bedeutung als Sitzmöbel angezeigt. Semantische Suchmaschinen versuchen, die Bedeutung hinter dem gesuchten Konzept zu erfassen. Somit können bei der Suchintention einer Bank als Kreditinstitut sowohl andere Bedeutungen ausgeschlossen werden, als auch verwandte Begriffe, wie z. B. Synonyme, in die Suche mit einbezogen werden.

Zudem ermöglichen semantische Webtechnologien das maschinelle Auffinden und Strukturieren von Inhalten aus verschiedenen Dokumenten im Internet.

Ermöglicht wird die semantische Interpretation von Informationen durch Standards wie das Resource Description Framework (RDF), mit dem logische Aussagen in einem maschinenlesbaren Format ausgedrückt werden können. Das für die Interpretation der Aussagen notwendige Wissen wird in sogenannten Ontologien repräsentiert, die ebenfalls in maschinenlesbaren Sprachen, wie z. B. der Web Ontology Language (OWL) verfasst werden. Ontologien geben die logischen Zusammenhänge zwischen Konzepten wieder, z. B. Begriffshierarchien, Bedeutungsgleichheiten oder -gegensätze.

Im Finanzbereich gehört der zeitnahe und klar strukturierte Zugang zu Informationen zu einem entscheidenden Wettbewerbsfaktor. Das Semantic Web eröffnet folglich insbesondere für den Finanzbereich neue Perspektiven.
Im Rahmen des EU-Projekts FIRST wurden folgende mögliche Anwendungsfelder identifiziert:

Marktüberwachung:
Überprüfung der Plausibilität und Konsistenz von Marktinformationen. Identifikation falscher Gerüchte und Hoaxes, deren bewusste Streuung die Ablenkung oder Täuschung von Marktteilnehmern zum Ziel hat.

Management von Imagerisiken:
Identifikation von Imagerisiken mit Brokerage- und Beratungsangeboten im Finanzsektor, welche insbesondere im Zusammenhang mit Emittentenrisiken, Preisvolatilität und dem Handel von spezifischen Finanzprodukten in engen Märkten von Bedeutung sind.

Online Brokerage und Investitionsmanagement:
Kondensation von Investmentinformation aus unstrukturierten Daten insbesondere für private Investoren, denen die Zeit oder Fähigkeit fehlt, neue Finanzmarktinformationen in Echtzeit zu sammeln und zu analysieren.

Insbesondere der letzte Bereich beinhaltet großes Potenzial. Bisherige Semantic Web-Angebote zur Investmentanalyse sind überwiegend im Sentimentbereich angesiedelt, d. h. es wurde ermittelt, welche Unternehmen im Internet in welchem Maße positiv oder negativ erwähnt wurden. Es gibt jedoch bereits Ansätze, die einen Schritt weiter gehen und die Bestandteile dieser Information aufzeigen und strukturieren, um z. B. Aufschluss über die Bewertung der Innovationsfähigkeit oder der Ertragskraft des Unternehmens zu geben.

Sabine Schmidt

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